In diesem Beitrag zeige ich dir ein paar kreative Alternativen zu dem klassischen Praktikumsbericht, die ich selbst seit einigen Jahren mit meinen Schüler:innen in der BES (Berufseinstiegsschule) nutze. Und meine Erfahrungswerte sind hier ganz eindeutig: Die Schüler:innen sind motivierter, kreativer und wählen selbstständig aus, welche Art des Berichtes sie anfertigen möchten.
Das ist auch eine super Möglichkeit, wenn du dich auf den Weg machst, deinen Unterricht zu öffnen und Abstand davon nehmen möchtest, dass alle SuS dieselbe Aufgabe bearbeiten. Wenn dir vier Möglichkeiten zu viel sind, du unsicher bist, kannst du natürlich auch mit zwei Möglichkeiten starten.
Am Ende findest du auch eine TaskCard, auf der ich die Inhalte des Beitrags zusammengetragen habe. Du kannst sie kopieren, anpassen und direkt mit deinen SuS verwende. Wer mich kennt, weiß, dass das Growth Mindset ein Herzensthema von mir ist. Ich habe versucht, einen Bewertungsbogen im Sinne des Growth Mindset für die Betriebe zu erstellen und habe auch eine kleine Erklärung zu den Pflanzensymbolen formuliert. Diesen findest du am Ende des Beitrags und kannst ihn anpassen.
Die vier Möglichkeiten
Ich habe ganz bewusst vier sehr verschiedene Arten ausgewählt, um möglichst viele Stärken und Interessen einbeziehen zu können. Denn es stellt sich auch die Frage, warum alle Lernenden die eine Vorlage ausfüllen müssen? Häufig sind diese schulischen Vorlagen sehr in die Jahre gekommen, werden inhaltlich eher selten oder nicht überarbeitet, sind einfach nicht mehr zeitgemäß und wenig Lernende haben die Motivation und den Eigenantrieb, diese Vorlage auszufüllen. Und genau das hat mir vor 3 Jahren den Impuls gegeben, neue Formate des Pratikumsberichtes zu erarbeiten und anzubieten.
Das sind die vier Möglichkeiten, die ich meinen Schüler:innen anbiete:
- Praktikumsportfolio/Tagebuch: Eine eher klassische Alternative und wird gerne von SuS gewählt, die einfach gerne schreiben, vielleicht weniger kreativ sind und auch keine Präsentation halten möchten. Hier werden Tagesprotokolle angefertigt, eine Reflexion zum Praktikum (vorformulierte Fragestellungen meinerseits), Fotos und Arbeitsproben werden hinzugefügt und optional können hier auch kreative Elemente eingebunden werden, aber das entscheiden die SuS selbst.
- Inhalte:
- 1) Tagesprotokolle: Führe ein kurzes Tagebuch, in dem du für jeden Tag festhältst, welche Aufgaben du übernommen hast und wie du diese gemeistert hast.
- 2) Reflexion: Schreibe eine ausführliche Reflexion (ca. 2-3 Seiten), in der du auf folgende Aspekte eingehst:
- Welche Herausforderungen sind dir während des Praktikums begegnet und wie bist du damit umgegangen?
- Welche neuen Stärken oder Fähigkeiten hast du bei dir entdeckt oder weiterentwickelt?
- In welchen Situationen wurdest du besonders gefordert und wie hast du diese Herausforderungen gemeistert?
- 3) Fotos oder Arbeitsproben: Füge Fotos von deinem Arbeitsplatz, deinen Aufgaben oder von Arbeitsproben hinzu (sofern möglich), die deine Praktikumserfahrungen dokumentieren.
- 4) Zusätzliche kreative Elemente (optional): Du kannst dein Portfolio mit Zeichnungen, Mindmaps, Diagrammen oder weiteren kreativen Inhalten ergänzen, die deine Erfahrungen auf visuelle Weise darstellen.
- Differenzierung: Innerhalb dieser Alternative kannst du nochmals differenzieren, indem du entweder eine Vorlage anbietest (je nach Lerngruppe notwendig) oder die SuS erstellen ihr eigenes Portfolio. Das können sie aber auch digital machen, bspw. mit TaskCards.
- Bewertungskriterien:
- Äußere Form, Rechtschreibung, Beantwortung der inhaltlichen Fragestellungen (Tagesprotokolle, Reflexion etc.), Fotos und Arbeitsproben
- Inhalte:
- Praktikumscollage: Die kreative Möglichkeit! Ich habe hier schon so großartige Ergebnisse gesehen und die Alternative wird gerne von Lernenden gewählt, die kreativ sind, zeichnen, malen, basteln oder oder oder. Die Collage wird mit schriftlichen Inhalten vorformulierte Fragestellungen ergänzt und ich habe dafür sieben Fragen vorgegeben.
- Differenzierung: Analog und digital, mit einer kurzen Präsentation oder ohne.
- Bewertungskriterien:
- Kreativität: Bilder, Symbole, Zeichnungen, Texte, Fotos, bunt, Zeitungsartikel
- Form: Lesbar, ordentlich, Rechtschreibung
- Inhalt: Fragen siehe Pinnwand
- Optional mit Präsentation: Blickkontakt, Stand, Ernsthaftigkeit, Füllwörter, Geschwindigkeit, Körperhaltung
- Collage und Präsentation: 80% Collage 20% Präsentation
- Praktikumspodcast: Deine Erfahrungen, deine Stimme. Diese Art wird nicht gaaanz so häufig wie die Collage oder die Präsentation gewählt, kommt aber hin und wieder vor. Hier erstellen die SuS einen Podcast, in dem sie über deine Praktikumserfahrungen sprechen, den Betrieb oder das Unternehmen vorstellen und inhaltliche Fragen dazu beantworten. Der Podcast soll den SuS die Möglichkeit geben, Praktikumserfahrungen auf eine kreative und mündliche Weise zu reflektieren und die entwickeln, lernen und fördern dabei, Erfahrungen strukturiert zu erzählen. Die Audioaufnahmen werden mit dem kostenlosen und webbasierten Tool Vocaroo aufgenommen, alternativ kannst du auch einfach die Sprachaufnahme am Handy benutzen! Zu jeder Folge erstellen die SuS ein kleines Skript, welches am Ende mit abgegeben wird.
- Leifragen – eine Frage ist eine Podcastfolge:
- Vorstellung des Betriebs/Unternehmens: Wo hast du dein Praktikum gemacht? Stelle den Betrieb oder das Unternehmen kurz vor (z. B. Branche, Größe, Arbeitsbereiche).
- Einstieg in das Praktikum: Was waren deine ersten Eindrücke am ersten Praktikumstag? Welche Erwartungen hattest du an dein Praktikum und an den Betrieb?
- Herausforderungen: Mit welchen Herausforderungen wurdest du während deines Praktikums konfrontiert? Wie hast du diese bewältigt?
- Lernen aus Schwierigkeiten: Was war ein Moment, in dem du besonders gefordert wurdest? Was hast du daraus gelernt?
- Entwicklung von Stärken: Welche Stärken oder neuen Fähigkeiten hast du bei dir während des Praktikums entdeckt oder weiterentwickelt?
- Zusammenarbeit im Team: Wie war die Zusammenarbeit mit Kolleg:innen oder Vorgesetzten im Betrieb? Hast du dabei etwas Neues über Teamarbeit gelernt?
- Reflexion und Ausblick: Wie haben deine Erfahrungen deine beruflichen Vorstellungen oder Pläne verändert? Was würdest du beim nächsten Praktikum anders machen?
- Bewertungskriterien:
- Inhaltliche Beantwortung der Fragen, Qualität der Aufnahme, Betonung, Sprachgeschwindigkeit, Inhalt klar und deutlich, roter Faden, Folgenbeschriftung, Abgabe des Skripts (Stichpunkte zu den einzelnen Fragen reichen mir)
- Leifragen – eine Frage ist eine Podcastfolge:
- Präsentation: Hier stellen die SuS ihre Inhalte in einer 10-minütigen-Präsentation vor. Die Schwierigkeit ist, dass die Präsentation soll ausschließlich aus Bildern besteht, die die Aufgaben, Herausforderungen, den Betrieb/ das Unternehmen und persönlichen Entwicklungen visualisieren. Jede Folie enthält exakt ein Bild und du präsentierst maximal 10 Minuten. Wird von SuS gewählt, die gerne vor Gruppen/Klassen stehen und es mögen, zu präsentieren.
- Inhalte:
- Vorstellung des Betriebs/Unternehmens: Zeige Bilder, die den Betrieb oder das Unternehmen und deine Arbeitsumgebung darstellen. Erkläre, in welchem Bereich du gearbeitet hast.
- Deine Aufgaben: Wähle Bilder, die symbolisch für deine wichtigsten Aufgaben und Tätigkeiten stehen. Beschreibe, welche Aufgaben du übernommen hast und was dir dabei am meisten Spaß gemacht hat.
- Herausforderungen und Lösungen: Verwende Bilder, die die größten Herausforderungen während des Praktikums symbolisieren. Erzähle, wie du mit diesen Schwierigkeiten umgegangen bist und welche Lösungen du gefunden hast.
- Stärken und Fähigkeiten: Zeige Bilder, die für deine persönlichen Stärken und die Fähigkeiten stehen, die du während des Praktikums entwickelt oder gestärkt hast. Erkläre, wie das Praktikum dir geholfen hat, diese weiter auszubauen.
- Teamarbeit und Zusammenarbeit: Zeige Bilder, die symbolisch für die Zusammenarbeit mit Kolleg:innen oder Vorgesetzten stehen. Berichte, wie du die Zusammenarbeit erlebt hast und welche neuen Erfahrungen du im Team gemacht hast.
- Reflexion und Ausblick: Wähle abschließend Bilder, die deinen Ausblick auf die Zukunft darstellen. Reflektiere, wie das Praktikum deine Vorstellungen von deinem beruflichen Weg verändert hat und was du bei einem nächsten Praktikum vielleicht anders machen würdest.
- Bewertungskriterien:
- Sprechgeschwindigkeit, Übergänge, Blickkontak, Körperhaltung, roter Faden, freies Sprechen, Inhalt, kreativer Einstieg und Gestaltung der Präsentation
- Inhalte:
Die Bewertungskriterien habe ich gemeinsam mit Schüler:innen erarbeitet und das sorgt für eine hohe Transparenz und sie wissen, was du erwartest. Das kannst du natürlich auch machen und auch die Gewichtung gemeinsam entscheiden.
Hier ist ein Bewertungsbogen zu der Praktikumscollage, den du anpassen kannst:
Hier ist der Link zu der TaskCard, die du direkt mit deinen SuS nutzen kannst: https://landkrosnabrueck.taskcards.app/#/board/8502184d-9cc5-4b87-8f3b-91aa0c3f16ff/view Ich habe sie so eingestellt, dass du sie kopieren und in deinen TaskCard-Account einfügen kannst #sharingiscaring.
Es gibt natürlich viele weitere kreative Möglichkeiten, wie ein Praktikumsbericht dargestellt werden kann. Beispielsweise als Vlog, Blog, ein Social Media Account. Hier kann man auch gut gemeinsam mit den Schüler:innen Ideen sammeln und schauen, wo ihre Interessen sind.
Wer mich kennt, weiß, dass das Growth Mindset ein Herzensthema von mir ist. Ich habe versucht, einen Bewertungsbogen im Sinne des Growth Mindset für die Betriebe zu erstellen und habe auch eine kleine Erklärung zu den Pflanzensymbolen formuliert. Der Fokus liegt hier auf Entwicklung (Was kann ich NOCH nicht? Wo darf ich noch wachsen?) und auf dem Prozess, anstatt einfach +, -, o anzukreuzen. So nach dem Motto, ah, das kann ich also und das kann nicht, dann muss es wohl so sein. Es fördert den Gedanken, dass Kompetenzen und Eigenschaften feststehend und nicht veränderbar sind, was nicht stimmt und es wird eher das Fixed Mindset gefördert.
Hier kannst du dir die Vorlage herunterladen und ggf. anpassen:
Ich wünsche dir viel Spaß beim Umsetzen und wenn dir mein Content und mein Material hilft, freue ich mich über einen kleinen Beitrag in meiner Kaffeekasse.
Liebe Grüße
deine Isa
